In den vergangenen Jahren, als die Pandemie wütete, haben wir alle den Begriff “der Wissenschaft folgen” kennengelernt. Wissenschaft ist heute keine Domäne nur der Wissenschaftler mehr – wir sehen, wie sie uns alle betrifft. Uns steht ein breites Wissen über Wissenschaft zur Verfügung und jeder von uns trägt die Verantwortung, dieses Wissen überlegt und klug zum Wohl der Menschheit einzusetzen.
Lord Rees hatte im Laufe seiner beeindruckenden Karriere verschiedene wissenschaftliche Ämter inne und ist heute emeritierter Professor für Kosmologie und Astrophysik an der Universität Cambridge. Er wurde mit zahlreichen renommierten Preisen ausgezeichnet, darunter die Goldmedaille der Royal Astronomical Society und der Heinemann-Preis für Astrophysik. Zu seinen vielen Publikationen zählen “Our Cosmic Habitat” und “Just Six Numbers”, in denen er den Ursprung des Kosmos und unserer Welt erkundet. Mittlerweile beschäftigt er sich mit der Zukunft der Menschheit und damit, ob und wie Wissenschaft unser Überleben sichern kann – am eindrucksvollsten ausgeführt in seiner neuen Publikation “If Science is to Save us”.
Der Vortrag von Lord Rees findet im Sheldonian Theatre statt. Ein würdiger Ort, der von einem früheren Astronomer Royal und Gründungsmitglied sowie späteren Präsidenten der Royal Society, Christopher Wren, konzipiert wurde, lange bevor er als Architekt berühmt wurde. Sein Entwurf basierte auf dem römischen Freilufttheater des Marcellus aus dem ersten Jahrhundert v. Chr., allerdings musste ein Dach eingeplant werden – dem englischen Klima geschuldet – und die Dachkonstruktion, die eine beeindruckende Spannweite von 70 Fuß überbrückt, gilt als technische Meisterleistung. Das Tragwerk ist von einem allegorischen Gemälde Robert Streaters verborgen, das zeigt, wie die Wahrheit auf die Künste und Wissenschaften herabsteigt und sie die Unwissenheit von der Universität vertreiben. Die Finanzierung erfolgte gänzlich durch Sir Gilbert Sheldon, ebenfalls Fellow der Royal Society und Erzbischof von Canterbury.
Das Sheldonian Theatre ist seit seiner Entstehung eng mit den Künsten und Wissenschaften verbunden. Es ist der wichtigste Versammlungsraum der Universität und diente immer als Hörsaal. Hier finden alle öffentlichen Zeremonien der Universität statt, besonders bekannt ist es für die jährlichen Abschlussfeiern. Außerdem wird es für Konzerte genutzt – Händel dirigierte hier 1773 die Uraufführung seines dritten Oratoriums “Athalia”. Heutzutage nutzen lokale Gruppen die Bühne für klassische und populäre Konzerte. 2015 inszenierte die Christchurch Dramatic Society Arthur Millers Stück “The Crucible”. Es ist wirklich ein Gebäude für die gesamte Gemeinschaft.
Lord Rees gibt einen faszinierenden Einblick in sein Buch und diskutiert, wie alle Menschen – die ganze Gemeinschaft, nicht nur jene mit wissenschaftlichem Interesse, sondern auch Musik-, Kunst- und Literaturinteressierte und viele andere – an einer besseren Welt mitwirken. Zudem wird er mit dem Preis für Wissenschaft und Innovation ausgezeichnet, der die Bedeutung sowohl der künstlerischen als auch der wissenschaftlichen Bestrebungen feiert. Das Gebäude selbst symbolisiert, wie Technik und Architektur mit der Schönheit der bemalten Decke verschmelzen und sich der Versammlungsraum am Tag in einen Konzertsaal in der Nacht verwandelt. Es ist ein perfektes Beispiel für die Verbindung von Kunst und Wissenschaft – für die Gesundheit und Freude der Menschheit.