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Was kann getan werden, um eine neue Generation junger Diabetiker zu unterstützen?

Nach der COVID-19-Pandemie berichtete ein aktueller BBC-Artikel über eine neue Studie, die einen ungewöhnlichen Anstieg an Diagnosen von Typ-1-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen weltweit aufzeigt.

NOVEMBER 2023
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Die COVID-19-Pandemie hat unser Leben grundlegend verändert und dazu geführt, dass wir darüber nachdenken mussten, wie wir mit unserer Umwelt interagieren. Eine aktuelle Studie von JAMA Network zeigt, dass die Auswirkungen der Pandemie noch immer einen Teil der Bevölkerung betreffen, obwohl die Lockdowns und Gesundheitsmaßnahmen bereits gelockert wurden.

Das allgemeine medizinische Fachjournal JAMA Network führte eine Untersuchung zur Häufigkeit von Diabetes bei Kindern und Jugendlichen während der COVID-19-Pandemie durch. Dabei wurden Daten aus verschiedenen Ländern zu mehr als 38.000 während der Pandemie diagnostizierten jungen Menschen gesammelt. Für die systematische Übersicht wurden 42 Studien mit insgesamt 102.984 neuen Diabetesfällen ausgewertet. Die Ergebnisse zeigten, dass die Fallrate von Typ-1-Diabetes im Kindesalter im ersten Jahr der Pandemie um 14 Prozent anstieg und im zweiten Jahr des Coronavirus sogar auf 27 Prozent stieg, verglichen mit den Zahlen vor der Pandemiei.

Die genaue Ursache für diese Zunahme an Typ-1-Diabetes im Kindesalter ist bislang nicht eindeutig geklärt, doch es gibt mehrere Erklärungsansätze. Ein Teil des Anstiegs könnte auf Rückstände und Verzögerungen durch die eingeschränkten Gesundheitsdienste zurückzuführen sein ii. Eine Theorie besagt, dass COVID-19 bei manchen Kindern eine Reaktion auslösen kann, die das Diabetesrisiko erhöht, während eine weitere Hypothese davon ausgeht, dass der Kontakt mit bestimmten Keimen im Kindesalter vor mehreren Erkrankungen, einschließlich Diabetes, schützen kann. Während der Lockdowns und Abstandsregelungen könnte vielen Kindern dieser Kontakt und damit ein zusätzlicher Schutz gefehlt habenii. Auch wenn die genauen Ursachen nicht ganz klar sind, muss dennoch sichergestellt werden, dass diese neue Gruppe junger Diabetikerinnen und Diabetiker einfachen Zugang zu den benötigten Ressourcen und Hilfen erhält.

Die wohl beunruhigendste Folge dieses deutlichen Anstiegs von Diabetes bei Kindern und Jugendlichen ist, dass parallel auch vermehrt über diabetische Ketoazidosen (DKA) berichtet wurde. In den erfassten Studien gaben 15 Länder einen Anstieg der DKA-Fälle im ersten Pandemie-Jahr an, was eine 1,26-fach höhere Rate im Vergleich zu vorpandemischen Zeiten bedeutetei. DKA entwickelt sich, wenn der Körper nicht genug Insulin produziert, um Zucker aus dem Blut als Energiequelle in die Zellen zu befördern. Stattdessen baut die Leber Fett als Brennstoff ab, wobei sogenannte Ketone entstehen. Steigt die Konzentration dieser Ketone im Körper zu schnell an, können sie gefährliche Werte erreicheniii.

Aufgrund der potenziell lebensbedrohlichen Folgen der DKA gehört die sichere Verabreichung von Insulin per Injektion zu den wichtigsten Aspekten des Diabetesmanagements. Die richtige Dosierung kann über Leben und Tod entscheiden. Gerade für Kinder und Jugendliche ist die Diagnose Diabetes und die Behandlung mit Insulinspritzen oft besonders belastend; nicht selten löst dies Angst oder Stress aus. In einer Studie gaben 63 Prozent der Kinder im Alter von 6 bis 17 Jahren an, dass sie Angst vor Nadeln habeniv. Angesichts dieses Angstfaktors ist es unerlässlich, dass medizinische Gerätehersteller, die Sicherheits-Pen-Nadeln zur Insulinabgabe entwickeln, diese Bedenken ernst nehmen und darauf achten, dass das Gerät die volle Dosis zuverlässig verabreicht.

Bei der Entwicklung von Sicherheits-Pen-Nadeln gibt es zwei Mechanismen: passive und aktive Geräte. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass passive Systeme die Nadel während des Injektionsvorgangs automatisch vor und nach der Anwendung abdecken, was vor Nadelstichverletzungen schützt, aber die Sicht auf die Nadel erschwert und eine andere Injektionstechnik erfordern kann. Wenn der Patient während der Injektion nervös ist und sich bewegt, kann der automatische Sicherheitsmechanismus eines passiven Geräts zu früh aktiviert werden und die vollständige Verabreichung der Medikamentendosis unterbrechen. Aktive Systeme machen die Nadel von dem Moment an sichtbar, in dem die Schutzkappe entfernt wird, bis der Sicherheitsmechanismus manuell ausgelöst wird. Die Sichtbarkeit der Nadel während des gesamten Injektionsvorgangs kann das Vertrauen stärken und verlangt, dass der Anwender aktiv am Sicherheitsprozess mitwirkt, wodurch er die volle Kontrolle über die Dosierung behält.

2020 führte der Medizinproduktehersteller Owen Mumford eine klinische Bewertung von Sicherheits-Pen-Nadeln durch, bei der die Meinungen von Fachpersonal zur Insulingabe bei Kindern mit aktiven und passiven Sicherheits-Pen-Nadeln eingeholt wurden. Die Ergebnisse zeigten eine klare Präferenz der Teilnehmenden für den aktiven Sicherheitsmechanismus. Zum Thema exakte Dosierung gaben 98 Prozent der Befragten an, die Kontrolle über die Abgabemenge zu haben, und 96 Prozent waren überzeugt, die volle Dosis ohne Auslaufen verabreichen zu können, wenn sie einen aktiven Sicherheits-Pen verwendetenv. Im Vergleich dazu zeigte sich bei passiven Geräten ein deutlicher Unterschied: 59 Prozent der Befragten fühlten sich bei der Dosierung in Kontrolle, und 41 Prozent waren sicher, dass sie mit einem passiven System die volle Medikation ohne Auslaufen liefern konntenv. Angesichts der Wichtigkeit einer genauen Insulindosierung zur Vermeidung von DKA-Ereignissen legen diese Daten nahe, dass aktive Systeme mehr Sicherheit und Kontrolle bei der Dosierung geben.

Weitere Untersuchungen wurden 2022 von der unabhängigen Forschungseinrichtung MindMetre durchgeführt, die eine britische Studie zur Verwendung von Sicherheitsgeräten bei NHS Trusts veröffentlichte. Auslöser war anekdotische Evidenz zu fehlerhaften Insulindosierungen. Die Ergebnisse zeigten, dass 36,4 Prozent der NHS Trusts angaben, bereits Insulinansammlungen beobachtet zu haben, und bei 25 Prozent fehlerhafte Dosierungen durch dokumentierte Zwischenfälle auftraten. In beiden Fällen wurden passive Systeme eingesetzt. Die Trusts konnten auch zusätzliche Angaben machen – ein Trust erklärte: “Ungenaue Insulingaben wurden mit passiven Sicherheitsnadeln beobachtet, daher sind wir auf aktive Sicherheitsnadeln umgestiegenvi“, und “Insulin-Ansammlungen traten bei passiven Sicherheitsnadeln auf… deshalb haben wir auch an dieser Stelle auf aktive Sicherheitsnadeln umgestelltvi“.

Beim Umgang mit den Langzeitfolgen der COVID-19-Pandemie ist es essenziell, der wachsenden Zahl junger Menschen mit Typ-1-Diabetes zu begegnen, indem ihnen eine bestmögliche Therapie nach individuellen Anforderungen angeboten wird. Die Untersuchungen von Owen Mumford und MindMetre legen nahe, dass aktive Sicherheits-Pen-Nadeln mehr Sicherheit bei der vollen Dosierung bieten und Patienten mehr Kontrolle über ihre Injektionserfahrung geben – insbesondere beim Management von Insulin-Ansammlungen und potenziell lebensgefährlichen DKA-Ereignissen. Wie in jeder klinischen Situation müssen Behandelnde jeden Fall individuell beurteilen, um die optimale Versorgung und die passende Geräte-Lösung bereitzustellen.

Referenzen

  • i. D’Souza D, Empringham J, Pechlivanoglou P, Uleryk EM, Cohen E, Shulman R. Incidence of Diabetes in Children and Adolescents During the COVID-19 Pandemic: A Systematic Review and Meta-Analysis. JAMA Netw Open. 2023;6(6):e2321281. doi:10.1001/jamanetworkopen.2023.21281

  • ii. Roberts, M. (2023) Covid pandemic linked to surge in child and teen diabetes, BBC News. Available at: https://www.bbc.co.uk/news/health-66054946 (Accessed: 03 July 2023).

  • iii. Diabetic ketoacidosis (2022) Centres for Disease Control and Prevention. Available at: https://www.cdc.gov/diabetes/basics/diabetic-ketoacidosis.html (Accessed: 03 July 2023).

  • iv. Orenius, T. et al. (2018) ‘Fear of injections and needle phobia among children and adolescents: An overview of psychological, behavioural, and contextual factors’, SAGE Open Nursing, 4, p. 237796081875944. doi:10.1177/2377960818759442.

  • v. Project Tarvos, 2020 (Data on file) vi Passive or active delivery devices in diabetes administration? (November 2022). MindMetre. Available at: https://www.mindmetreresearch.com/report/passive-active-delivery-servic

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