Nachhaltigkeit im Medizinbereich
Nachhaltigkeit ist längst mehr als nur ein Schlagwort und wird zunehmend zu einem obligatorischen Bestandteil unternehmerischer Entscheidungen. Im Gesundheitswesen werden ESG-Kriterien (Umwelt-Soziales-Unternehmensführung) zunehmend ein fester Bestandteil von Ausschreibungen, was die Lieferkette dazu veranlasst, ihre Abläufe zu überprüfen und zu optimieren. Im Vereinigten Königreich verfolgt der National Health Service das Ziel, bis 2040 weltweit das erste CO2-netto-neutrale nationale Gesundheitssystem zu werden; bis 2045 soll dies auch auf die gesamte Lieferkette ausgeweitet werden. Mit 80.000 Lieferanten kann der NHS seine Einkaufsmacht nutzen, um Veränderungen im gesamten Netzwerk zu bewirken. Die Auswirkungen könnten erheblich sein. Medikamente, medizinische Ausrüstung und andere Quellen der Lieferkette machen mehr als die Hälfte der CO2-Emissionen der Organisation aus. Auch Unternehmen richten zunehmend ihren Blick auf die Umwelt und achten darauf, dass ihre eigenen Lieferanten nachhaltiger werden. Kurz gesagt: Kein Unternehmen kann es sich leisten, das Thema Nachhaltigkeit zu ignorieren, da es sonst wirtschaftliche Nachteile riskieren könnte.
Im Bereich Medizintechnik erschwert das Bedürfnis nach Kontaminationskontrolle die Wiederverwertung und das Recycling, was beides komplex und teuer – in manchen Fällen sogar unmöglich – machen kann. In diesem Bereich ist mehr Innovation gefragt, doch schon jetzt lässt sich der ökologische Fußabdruck von Produkten verringern, indem das gesamte Design- und Herstellungsverfahren analysiert wird, um Verbesserungen zu identifizieren. Als Familienunternehmen steht eine nachhaltige Zukunft bei Owen Mumford schon seit vielen Jahren weit oben auf der Agenda und ist fest in unseren Kernwerten wie Tradition, Sicherheit und Nachhaltigkeit verankert. Um in diesem Bereich einen weiteren Schritt zu gehen, haben wir uns für die B Corp-Zertifizierung entschieden. Der Zertifizierungsprozess von B Corp prüft nicht nur die Umwelt-Performance eines Unternehmens, sondern bewertet auch vier weitere Bereiche: Unternehmensführung, Gemeinschaft, Mitarbeitende und Kundschaft. Medizintechnik-Unternehmen wie unseres agieren ohnehin in einem hochregulierten Umfeld – daher war es für uns der nächste logische Schritt, unsere ethischen und ökologischen Leistungen und Bestrebungen durch eine anerkannte Zertifizierung zu untermauern. Wir zählen nun zu den ersten Medizintechnik-Unternehmen, die als B Corp zertifiziert wurden.
Die Anforderungen von B Corp
Das B steht für Benefit (Nutzen). Zertifizierte B Corps sind neue Organisationsmodelle, die proaktiv einige der dringendsten globalen Herausforderungen angehen. Mit der B Corp-Zertifizierung unterstreicht ein Unternehmen offiziell, dass es sich für das Gemeinwohl von Mensch und Planet engagiert. Für uns war dies die logische Weiterentwicklung, die zudem mit den nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen (SDGs) verknüpft ist, denen wir uns bereits verpflichtet hatten. Für die B Corp-Zertifizierung muss ein Unternehmen eine umfangreiche ‘B Impact Assessment’-Befragung durchlaufen – über 250 Fragen zu Unternehmensstruktur, von der Satzung bis zum täglichen Betrieb. Weltweit gibt es aktuell über 4.000 B Corps in 77 Ländern und 153 Branchen, mehr als 100.000 Unternehmen nutzen das B Impact Assessment, um ihre Wirkung zu steuern. Die B Corp-Gemeinschaft in Großbritannien vereint über 400 Unternehmen verschiedenster Größen und Branchen. In diesem Artikel heben wir einige Schlüsselschritte auf unserem Weg zur B Corp hervor.
Zertifizierung erreichen
Unser Einsatz für soziale und ökologische Verantwortung ist mittlerweile fest in unserer Unternehmenssatzung verankert; darin ist der Zweck des Unternehmens beschrieben. Dies beinhaltet, den Erfolg des Unternehmens im Sinne aller Anspruchsgruppen zu fördern und wie wir mit unserem Handeln einen spürbar positiven Einfluss auf Gesellschaft und Umwelt ausüben. Dieses formelle Bekenntnis schützt unsere Mission und macht uns gegenüber allen Stakeholdern rechenschaftspflichtig.
Schon bevor wir mit dem B Corp-Prozess begonnen haben, investierten wir Zeit und Ressourcen, um Nachhaltigkeitsthemen besser zu verstehen und daraus konkrete Handlungsschritte abzuleiten. 2014 gründeten wir unsere Environmental Steering Group, um Initiativen zu konzipieren und zu steuern, die unsere Nachhaltigkeitsziele unterstützen. Das zeigte bereits unser langfristiges Engagement. Um unser Engagement weiter zu stärken, setzten wir standortübergreifend Initiativen zur Reduzierung unseres Energieverbrauchs um – in Großbritannien, den USA und Malaysia. Dadurch konnten wir unsere Scope 1 und 2 CO2-Emissionen um mehr als ein Viertel (27,3 Prozent) senken. Zudem werden unsere britischen Standorte heute zum größten Teil durch erneuerbare Energiequellen versorgt, unter anderem durch selbst erzeugten Solarstrom auf den eigenen Dächern. Auch beim Abfallmanagement dokumentieren und analysieren wir die Entwicklung, um eine Verringerung des anfallenden Gesamtmülls im Verhältnis zum Umsatz zu zeigen. Darüber hinaus haben wir unsere Umwelteinkaufspolitik auf unser gesamtes Liefernetzwerk ausgedehnt und eine Analyse unserer Wertschöpfungskette (einschließlich Lieferanten, Dienstleistungen und Materialien) durchgeführt, um relevante Risiken für Treibhausgasemissionen zu identifizieren.
Ein weiterer wichtiger Aspekt war die Sicherheit. Sicherheit ist nicht nur beim Design unserer medizinischen Geräte entscheidend, sondern prägt auch die Art, wie wir unser Unternehmen führen. In den vergangenen zwei Jahren wurden unsere hohen Standards im Arbeitsschutz mit einer Goldauszeichnung der britischen Royal Society for the Prevention of Accidents gewürdigt. Organisationen, die mit einem RoSPA Award ausgezeichnet werden, gelten als führend in Sachen Arbeitssicherheit. Doch auch hier wussten wir, dass noch mehr möglich ist. Ein zusätzlicher Schritt zur B Corp-Zertifizierung war die Durchführung eines Audits der Innenraumluftqualität, da diese wesentlich das Wohlbefinden, die Gesundheit und den Komfort der Gebäudenutzer beeinflussen kann. Die Kohlendioxidkonzentration ist dabei ein Indikator für gute Belüftung und folglich für die Innenraumluftqualität. Neben CO2 wurden auch Temperatur, relative Luftfeuchtigkeit und Kohlenmonoxidwerte überwacht – unsere Gebäude erfüllten die erforderlichen Grenzwerte.
Zukünftige Pläne
B Corp ist keine “Einmal-und-erledigt”-Zertifizierung. Es handelt sich nicht um einen statischen Standard, sondern um ein Werkzeug – eine Methodik –, die Unternehmen auf dem Weg zu immer höheren ESG-Benchmarks unterstützt. Sie zeigt, wo ein Unternehmen steht, zertifiziert unabhängig die Einhaltung von Mindeststandards und ebnet den Weg zu weiteren Fortschritten. Genau deshalb hat Owen Mumford sich der B Corp-Herausforderung gestellt. Wir sind überzeugt, dass der beste Weg zur ESG-Konformität ein System ist, das es ermöglicht, die Messlatte Schritt für Schritt nach oben zu legen. Strikte Anforderungen an Verbesserungen sind nun fest in unserer Unternehmensberichterstattung verankert und schaffen Transparenz für die Geschäftsleitung – so lassen sich ambitionierte Ziele für kontinuierliche Verbesserungen setzen. Man könnte sagen, dass B Corp dem Geist des Lean-Managements ähnelt, da beide einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess beschreiben – keinen statischen Endzustand.
Zusammenfassung
Abschließend lässt sich sagen: B Corp stellt eine echte Herausforderung dar, um ESG-Standards zu messen und zu verbessern. Anstatt nur ein Siegel zu sein, unterstützt B Corp dabei, nachhaltiges Denken im Unternehmen zu verankern und zu steuern. Jeder einzelne im Unternehmen ist daran beteiligt und trägt dazu bei, die Standards weiterzuentwickeln.