Lieferketten machen einen erheblichen Anteil an diesem Beitrag aus. Im Vereinigten Königreich beispielsweise entfielen 2019 62% des Emissions-Fußabdrucks des National Health Service auf die Lieferkette.² Das Beschaffungsvolumen von Gesundheitssystemen kann daher genutzt werden, um die Gesamtauswirkungen zu senken. Lieferanten von Krankenhäusern und anderen Gesundheitseinrichtungen müssen mit verstärkter Prüfung in diesem Bereich rechnen, da Umweltkriterien zunehmend in Ausschreibungen einfließen. Für Vorstände ist das Thema nicht mehr zu umgehen, da die unterlassene Überprüfung der eigenen Umweltleistung auch wirtschaftliche Folgen haben kann.
Herausforderungen für nachhaltige Medizintechnik
Die Herausforderung für Medizintechnikunternehmen besteht jedoch darin, die Übertragung von Infektionen durch gebrauchte Produkte zu verhindern. Beim Recycling oder der Vorbereitung von Produkten für die Wiederverwendung darf keine neue Ineffizienz entstehen. Beispielsweise ist die Sterilisation mit einem hohen Energieeinsatz verbunden, und Sterilisationsmittel wie Ethylenoxid können schadende Nebenwirkungen haben. Eine effektive Möglichkeit, die Umweltwirkungen eines Produkts insgesamt zu minimieren, besteht darin, den gesamten Lebenszyklus zu analysieren und zu überlegen, wo Verbesserungen möglich sind. Kann die Anzahl der Bauteile im Produkt verringert werden? Wie wird das Produkt durch die Lieferkette transportiert? Lässt sich der Fertigungsprozess umweltfreundlicher gestalten? Einige der im Rahmen einer solchen Überprüfung identifizierten Veränderungen können zudem Kosten sparen – etwa durch mehr Energieeffizienz an Unternehmensstandorten.
Nachhaltigkeit im Fokus behalten
Nimmt sich ein Unternehmen vor, in diesem Bereich bessere Leistungen zu erbringen, sollten klare Ziele definiert und regelmäßig überprüft werden, um die Maßnahmen auf Kurs zu halten. Die Medizintechnikbranche ist stark reguliert, daher sind Unternehmen mit strengen Anforderungen und Audits vertraut.
Bei Owen Mumford haben wir entschieden, unsere Nachhaltigkeitsziele ähnlich anzugehen und unser Unternehmen einer B Corp-Bewertung zu unterziehen. Die Bewertung umfasst über 250 Fragen und fünf Wirkungsbereiche. Anstelle eines rein umweltbezogenen Verständnisses von unternehmerischer Verantwortung prüft das “B Impact Assessment” zudem Unternehmensführung, Einbindung der Gemeinschaft, Unterstützung der Mitarbeitenden und verantwortlichen Umgang mit Kunden. Das war eine Erweiterung unserer bestehenden Verpflichtungen; um das Thema ausreichend zu gewichten, hatte Owen Mumford bereits 2014 eine Umweltsteuerungsgruppe eingerichtet, um Nachhaltigkeitsinitiativen zu steuern und zu überwachen.
B Corp-Zertifizierung erreichen
Obwohl wir bereits aktiv an Verbesserungen gearbeitet hatten, erforderte die B Corp-Bewertung zusätzliche Maßnahmen, um unsere Leistung weiter zu stärken. Unsere sozialen und ökologischen Verpflichtungen sind nun offiziell in unsere Satzung aufgenommen worden, mit einem neuen Abschnitt, in dem unser Unternehmenszweck festgelegt ist. Dies macht uns gegenüber allen Stakeholdern rechenschaftspflichtig und stellt sicher, dass wir unserem Anspruch nachkommen, mit unserem Geschäft und unseren Abläufen einen signifikant positiven Beitrag für Gesellschaft und Umwelt zu leisten. Dies gilt auch für unsere Lieferanten, die ebenfalls einen Teil unseres Fußabdrucks ausmachen; daher haben wir eine Analyse unserer Lieferanten, Dienstleistungen und Materialien durchgeführt, um das materielle Risiko von Treibhausgasemissionen zu bestimmen. Wir verfügen über eine Umwelt-Einkaufspolitik, die nun auf das gesamte Netzwerk in unserer Lieferkette ausgeweitet wurde.
Konkret haben wir an unseren Standorten zunächst energiesparende Maßnahmen in unseren globalen Betrieben – in Großbritannien, den USA und Malaysia – eingeführt und so unsere Scope 1- und 2-CO2-Emissionen³ um mehr als ein Viertel (27,3%) gesenkt. Unsere Standorte im Vereinigten Königreich werden inzwischen überwiegend aus erneuerbaren Quellen versorgt, einschließlich Energie, die wir durch eigene Solaranlagen generieren. Außerdem haben wir eine externe Raumluftqualitätsprüfung durchführen lassen. Die CO2-Konzentration ist ein Indikator für ausreichende Belüftung und damit für die Qualität der Innenluft. Wenn Standorte nicht ausreichend gelüftet werden, kann sich CO2 aus der Atemluft ansammeln, wodurch Räume stickig wirken; Mitarbeitende könnten dann unter Müdigkeit, Konzentrationsverlust und Kopfschmerzen leiden. Bei der Prüfung wurden auch Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Kohlenmonoxidwerte gemessen, um sicherzustellen, dass diese im akzeptablen Bereich liegen.
Ein fortwährendes Engagement
Owen Mumford zählt zu den ersten Medizintechnikunternehmen, die die B Corp-Zertifizierung erreicht haben, und reiht sich damit in eine Gruppe von über 400 Unternehmen in Großbritannien und über 4.000 Unternehmen weltweit ein. Die Zertifizierung gibt den Anstoß für eine umfassende Überprüfung von Geschäftsabläufen und ist insbesondere für Unternehmen hilfreich, die nicht wissen, wo sie mit ihrer Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungsagenda (ESG) beginnen sollen. Die notwendigen Veränderungen umzusetzen, kann Zeit in Anspruch nehmen, doch die Erfüllung von ESG-Zielen sollte als fortlaufender Prozess verstanden werden. B Corp bietet einen Rahmen, um Unternehmen in jedem Bereich auf optimale Standards hinzuarbeiten und diese regelmäßig anzuheben. Die Zertifizierung ermutigt uns hier, unsere Ziele bewusst zu definieren, den tatsächlichen Fortschritt zu messen und realistische sowie tatsächlich wirksame Ergebnisse zu erzielen. Jede Person im Unternehmen ist in dieses Engagement eingebunden, was auch künftige Maßnahmen fördern wird. Die Klimakrise ist akut – und daher kann ein fortlaufendes Engagement jedes Unternehmens – ob klein oder groß – nur von Vorteil sein.
Referenzen
1. The Lancet Planetary Health, M.Lanzen, A.Malik, M.Li, J.Fry, H.Weisz, P.Pichler, L.S.M. Chaves, A.Capon, D. Pencheon, The environmental footprint of health care: a global assessment, 01 July 2020, Vol. 4, No. 7. doi: https://doi.org/10.1016/S2542-5196(20)30121-2
2. The Lancet Planetary Health, I.Tennison, S.Roschnik, B.Ashby, R.Boyd, I.Hamilton, T.Oreszczyn, Health care’s response to climate change: a carbon footprint assessment of the NHS in England, 01 February 2021, Vol. 5, No. 2. doi: https://doi. org/10.1016/S2542-5196(20)30271-0
3. Carbon Trust. https://www.carbontrust.com/resources/briefing-what-are-scope-3-emissions