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Diagnostische Dienstleistungen angesichts steigender Nachfrage neu erfinden

Weltweit nimmt die Zahl nicht übertragbarer Krankheiten wie Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes zu und verursacht mehr als drei von fünf Todesfällen. Das Screening auf chronische Krankheiten erfordert enorme Ressourcen – Labortests sind in den USA mit schätzungsweise 13 Milliarden Analysen pro Jahr die medizinische Leistung mit dem höchsten Volumen.

DEZEMBER 2022
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Die Verbesserung von diagnostischen Tests, um Krankheiten früher und effizienter zu identifizieren, ist entscheidend, um Leben zu retten, Rückstände abzubauen und einen Teil der finanziellen Belastung des Gesundheitswesens zu verringern. Dieser Artikel beleuchtet die Herausforderungen im diagnostischen Sektor sowie innovative Produkte und Dienstleistungen, die dazu beitragen können, die Bewältigungskapazität diagnostischer Dienste zu verbessern.

Fachkräftemangel im Gesundheitswesen

In den USA ist die Zahl der aktiven Pathologen zwischen 2007 und 2017 um 17,5 % zurückgegangen. Seither scheint sich die Situation weiter verschärft zu haben, denn inzwischen suchen 56 % der Pathologieabteilungen nach zusätzlichem Personal – im Vergleich zu 45 % im Jahr 2017. Der Mangel an Pathologen führt zu längeren Wartezeiten auf Ergebnisse – in manchen Fällen sind das über sechzig Tage. Zudem leiden etwa 35 % der Pathologen aufgrund der gestiegenen Arbeitsbelastung unter sogenanntem “Burnout”.

Auch im Bereich der Blutentnahme gibt es ähnliche Probleme. Dank technischer Fortschritte können immer mehr Erkrankungen durch Blutanalysen festgestellt werden; zusammen mit einer alternden Bevölkerung führt dies zu einer steigenden Nachfrage nach Blutentnahmediensten. Da für Phlebotomisten jedoch eine spezielle Ausbildung erforderlich ist, fällt es den Abteilungen schwer, offene Stellen zu besetzen und gleichzeitig die steigende Nachfrage zu bewältigen. Im Durchschnitt wird in den nächsten zehn Jahren mit jährlich etwa 21.500 Stellenangeboten für Phlebotomisten gerechnet.

Nachfrage nach diagnostischen Produkten

Mit dem steigenden Bedarf an Tests wächst auch die Nachfrage nach Diagnostikprodukten stetig. So wird beispielsweise prognostiziert, dass der nordamerikanische Markt für molekulare Diagnostik von 2019 bis 2024 jährlich um 6,6 Prozent wächst. Die COVID-19-Pandemie hat diesen Trend beschleunigt, da die Nachfrage nach molekularen Tests zwischen März und Oktober 2020 um das Zwanzigfache gestiegen ist.

Diese hohe Nachfrage hat jedoch zu einem gravierenden Mangel an Labormaterialien geführt, darunter wichtige Entnahmeröhrchen, Spritzen und Blutentnahmekanülen. Daher wurde das Personal angewiesen, lediglich dringende Blutuntersuchungen durchzuführen, um den Verbrauch von Verbrauchsmaterialien gering zu halten. Im Januar 2022 hat die FDA die Liste der Engpässe bei Medizinprodukten erweitert und alle Blutentnahmeröhrchen wegen der durch die Pandemie bedingten Versorgungsprobleme aufgenommen.

Schutz von medizinischem Personal

In diesem angespannten Umfeld ist es wichtig, dass das diagnostische Personal mit geeignetem, benutzerfreundlichem Equipment ausgestattet wird, das das Verletzungsrisiko minimiert. So kommt es bei Phlebotomisten im Durchschnitt jedes Jahr zu mindestens einer versehentlichen perkutanen Blutexposition. Geräte zur Blutentnahme sollten so konzipiert sein, dass sie besonders einfach zu handhaben sind – zumal manche Phlebotomisten erst nach kurzer, intensiver Ausbildung in den Beruf einsteigen. Auch wenn Hersteller daran arbeiten, intuitivere Produkte zu entwickeln, sind zusätzliche Schulungen und Unterstützung möglicherweise erforderlich, damit Blutentnahme- und andere Diagnosegeräte korrekt verwendet werden.

Umgang mit der Nachfrage

Diagnostische Dienstleistungen werden weiterentwickelt, um den genannten Herausforderungen zu begegnen. Viele Gesundheitsdienstleister in den USA, Kanada und anderen Ländern beteiligen sich an der Initiative “Choosing Wisely”, die den Dialog darüber fördert, überflüssige medizinische Tests, Behandlungen und Verfahren zu vermeiden. Ziel dieses Ansatzes ist, vermeidbare Inanspruchnahme des Gesundheitssystems zu verringern und diagnostische Produkte denen vorzubehalten, die sie am dringendsten benötigen.

Eine Studie untersuchte die Wirkung einer Warnmeldung für Ärzte beim Anfordern von Tests und zeigte, dass so die Bestellungen für einen gängigen Test um 29 % zurückgingen. Der sogenannte “Best Practices Alert” forderte Ärztinnen und Ärzte auf, Tests zu überdenken, die nach der Aufnahme eines Patienten in Auftrag gegeben werden könnten und daher keine Auswirkungen auf die Versorgung hätten, oder wiederholte Tests, bei denen ein einziger Test ausreichen könnte.

Auch die Art der Bereitstellung von Dienstleistungen wandelt sich. Eine zunehmend nachgefragte Lösung ist die Bündelung von bildgebenden und Laborleistungen in zentralen Anlaufstellen. So könnten Anbieter Herz-, Endoskopie- und Screening-Leistungen aus einer Hand anbieten. Ein weiteres Konzept ist das sogenannte “medizinische Dorf” oder die “Poliklinik”, in der verschiedene Fachärzte, Pflegekräfte, Diagnostikerinnen und sogar Zahnärzte an einem Ort verfügbar sind – manchmal in Einkaufszentren oder Gemeindezentren. Damit verkürzen sich Wartezeiten erheblich, und Patienten können oft am selben Tag an die passenden Spezialisten überwiesen werden.

Auch künftig wird es voraussichtlich mehr Innovationen im Bereich der Point-of-Care-(POC)-Diagnostik geben. Die Menge an POC-Tests hat sich durch die COVID-19-Pandemie und den Bedarf an schnelleren Vor-Ort-Tests stark erhöht. Die Möglichkeit, Diagnoseergebnisse direkt beim Patienten zu erhalten, sorgt für schnellere Befunde und eine raschere Einleitung von Therapien. Eine breitere Umsetzung von POC-Lösungen könnte in vielen Krankheitsbereichen einen entscheidenden Unterschied machen.

Digitale Pathologie

Auch ein höherer Automatisierungsgrad ist bei der Versorgung zu erwarten. Aufgaben wie Online-Buchungen und spezielle Diagnostik werden bereits von Maschinen übernommen. Zukünftig könnte die digitale Pathologie überlasteten Laboren helfen, ihre Effizienz erheblich zu steigern. “Digitale Pathologie” bezeichnet technische Lösungen, mit denen zelluläre Pathologiearbeiten digital geteilt werden können – anstelle von Mikroskopen und Objektträgern. Pathologen können so ortsunabhängig arbeiten – ein großer Vorteil nicht nur in Pandemiezeiten –, wodurch Zweitmeinungen zu Befunden schneller eingeholt werden können und sich auch Lernmöglichkeiten für angehende Pathologen ergeben.
Obwohl die digitale Pathologie noch am Anfang steht, berichten Anwender bereits von positiven Ergebnissen. In einer Abteilung, die seit 2016 digital arbeitet, wurden nach vollständiger Einführung jährlich im Schnitt 21 % mehr Fälle von Pathologen bearbeitet. Die Digitalisierung beschleunigt also nicht nur die Diagnostik, sondern verschafft den Pathologen auch Zeit für andere wichtige Aufgaben.

Fazit

Um die steigende Nachfrage zu bewältigen, muss die Diagnostikbranche ihre Produkte und Dienstleistungen auf mehr Effizienz ausrichten. Gleichzeitig sollte die Medizintechnikindustrie weiterhin den Fokus auf benutzerfreundliche Produktentwicklung legen, damit Gesundheitsfachkräfte Tests so effektiv und sicher wie möglich durchführen können. Der Bedarf ist hoch – eine aktuelle Studie zeigt, dass diagnostische Produkte bei 88 % der Erstdiagnosen, 77 % der Therapieüberwachung und 72 % der Nachsorge bei Patienten eingesetzt wurden. Eine enge Zusammenarbeit von Geräteherstellern und Behandlern kann dazu beitragen, einen optimalen Einsatz zu gewährleisten und das Fachpersonal angemessen zu unterstützen.

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